Vermeide den größten Fehler beim Redenschreiben

Du sollst demnächst eine Rede oder ein Grußwort in Deiner Firma, in Deinem Verein, im Stadtrat halten? Prima! Vielleicht sitzt Du ja bereits vor Deinem Rechner und tippst Deinen Text. Wort für Wort, Satz für Satz, Zeile für Zeile. Und zack, Deine Rede ist fertig!

Weißt Du, was Du jetzt unbedingt machen solltest: Gib Deine fertige Rede jemandem aus Deiner Familie oder Deinem Freundeskreis zum Lesen und frage: „Und, liest sich meine Rede gut?“ Wenn derjenige mit „Ja“ antwortet, weißt Du, dass Du keine gute Rede geschrieben hast.

WIE BITTE? Soll das ein schlechter Scherz sein?

Nein, das ist kein schlechter Scherz!

Wenn sich Deine Rede gut liest, ist es keine gute Rede!

Denn Du schreibst anders, als Du sprichst! Wir haben in der Schule und im Studium gelernt, dass wir in Texten und Vorträgen wahnsinnig kompetent und souverän wirken, wenn wir möglichst viele Fremdworte, Fachausdrücke, Relativsätze, Passivkonstruktionen und Substantivierungen benutzen.

Das mag für einen Text mit wissenschaftlichem Anspruch richtig sein. Wenn Du diesen geschriebenen Text allerdings so sprichst, kann Dir kein Mensch folgen. Da hört Dir keiner zu!

Ich gebe Dir ein Beispiel, wie eine geschriebene Passage klingen kann:

„Künftig wird es auf die Durchsetzungsfähigkeit, die Kreativität und den Erfolgshunger von Ihnen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ankommen, damit wir im globalen Wettbewerb, der uns ohne Zweifel in den letzten Jahren Umsatzeinbußen eingebracht hat, teilweise sogar bis zu 33 Prozent, wieder zu alter Stärke zurückfinden, denn gerade durch die Entwicklungen in Indien, China und die USA wurde uns doch massiv der Umsatz gekürzt.“

Wenn Du diesen Text so vorträgst, bewegst Du Deine Zuhörer auch. Allerdings nur deren Augenlider, die nach unten klappen. Da pennt einfach jeder weg. Gäääähn.

 

Wenn Du Deine Rede in Deinen Rechner tippst, sprich dabei laut!

Lies folgende Passage nicht nur, sprich sie wirklich laut, als würdest Du sie in Deiner Rede sprechen!

„Damit wir wieder erfolgreich werden und unsere Umsatzziele erreichen, brauchen wir Sie! Wir brauchen überzeugte und hartnäckige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für ihre Ideen kämpfen. Die hungrig sind nach Erfolg! Die dafür brennen, ihre Ziele zu erreichen. Die Konkurrenz schläft nicht – nicht in China, nicht in Indien, nicht in den USA. Wir haben teilweise ein Drittel weniger Umsatz gemacht – und das haben wir alle im Geldbeutel gespürt.“

Wie hört sich das Beispiel jetzt für Dich an? Besser, oder? Die Sätze sind kurz und verständlich. Es gibt keine Substantivierungen, keine Fremdworte, keine Passivkonstruktionen.

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Eine Rede zu schreiben ist das Eine, aber Du musst die Rede ja auch halten!

Deswegen spielt es eine große Rolle, wie sich das Ganze anhört! Denn Deine Zuhörer können im Text nicht zurückspringen und auch nicht in Deinem Redemanuskript zurückblättern.

Wenn sie Dir nicht mehr folgen können, weil Deine Sätze zu lang und zu verschwurbelt sind, schalten sie ab. Und kommen nie wieder! Deswegen ist es so wichtig, dass Du fürs Hören schreibst!

Wenn Du also Deine Rede schreibst, sprich den Text schon während des Tippens laut! Und zwar so, wie Du auch auf der Bühne sprechen würdest. Also murmel die Worte nicht leise vor Dich hin, sondern betone Deine Aussagen so, als wäre es bereits live! So gelingt es Dir viel besser, in Deinem „Sprech“ zu bleiben und Du läufst nicht Gefahr, einen „geschwollenen“ Sermon von Dir zu geben.

Ich mach’s genauso!

Wenn ich meine Moderationen vorbereite, lese ich meinen Text, also das, was ich sagen möchte, immer laut vor. Weil ich dann sofort merke, wo es noch hakt, welche Passagen sich schlecht sprechen lassen und wo ich möglicherweise hängenbleibe. Und dann feile ich so lange an den Sätzen, bis sie mir leicht von den Lippen kommen und die Zuhörer gerne und unangestrengt zuhören können.

Und es ist völlig klar: Damit Deine Rede Deine Zuhörer begeistert, gehört noch sehr viel mehr dazu, als nur ein verständlicher Inhalt. Deine Leidenschaft, Deine Sprache, Deine Gestik, Deine Mimik, Deine Körperspannung, Deine Pausensetzung, Deine rhetorischen Stilmittel, Deine Stimmlage, Deine Betonung, Deine Präsenz – all das, plus die Tatsache, dass Du Deine Rede nicht abliest, sondern möglichst frei sprichst!

Denn auch wenn sich Deine Rede noch so schön liest und anhört – Dein Blick gehört ins Publikum und nur ganz selten ins Manuskript!

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Videotipp

Damit Dir beim Sprechen nicht die Luft ausgeht, habe ich hier einige Tipps für Dich! 

 

Foto: pixabay-StockSnap