Sag mir, was Du über Dein Publikum weißt, und ich sage Dir, ob Dein Auftritt gelingt

Ich habe neulich eine Jubiläumsveranstaltung zum Thema Integration moderiert. Und auch wenn ich denke, ich hätte schon alles gesehen und erlebt, musste ich an diesem Abend erneut feststellen, dass dem nicht so ist. Und auch viele Gäste im Publikum dürften überrascht gewesen sein. Was war passiert? 

Eine Wissenschaftlerin sollte in einer Festrede darstellen, wie Integration gelingen kann. Das hat sie auch getan. Allerdings haben ihr die Wenigsten zugehört. Nicht nur das. Sehr viele Gäste gingen während ihrer Rede einfach zum Büffet, schaufelten sich die Teller voll Essen und unterhielten sich währenddessen lautstark. Das wiederum hatte zur Folge, dass man die Rednerin trotz Mikrofon kaum noch verstehen konnte, denn sie sprach sehr leise und äußerst monoton. Nachdem diese Unruhe ein paar Minuten anhielt, bin ich auf die Bühne gegangen und habe die hungrige Meute freundlich gebeten, sich doch bitte respektvoll zu verhalten und leise zu sein. Das hat kurz für Ruhe gesorgt.

Doch die Aufmerksamkeit im Publikum schwand sehr schnell wieder. Warum war das so?

Die Wissenschaftlerin hangelte sich von einer wissenschaftlichen Erkenntnis zur nächsten, zitierte mit den Hinweisen „Zitat Anfang“ und „Zitat Ende“ inflationär vor sich hin, sie suchte kaum den Blickkontakt mit dem Publikum, sie modulierte ihre Stimme nicht, sondern las monoton ihre Rede vor, sie ging nicht in Kontakt mit dem Publikum und sie kam nicht zum Ende. Es war wirklich zäh und schade. Schade für sie als Rednerin, aber auch schade für das Publikum. 

Als die Veranstaltung vorbei war, unterhielt ich mich mit der Rednerin und wir kamen auf meine Tätigkeit als Auftrittscoach zu sprechen. Und da meinte sie „Ach, da habe ich sicherlich auch Bedarf. Ich hatte ja gar keine Ahnung, dass das heute so ablaufen würde. Ich wusste gar nicht, wer da im Publikum sitzt, da hätte ich mal besser recherchiert.“

Und ja, sie hatte Recht. Hätte sie mal besser recherchiert.

Denn im Publikum saßen zu 90 Prozent ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger: Aus Italien, Tunesien, Syrien, Kenia, Bosnien-Herzegowina, Saudi-Arabien, aus der Türkei und vielen weiteren Ländern. Und obwohl die meisten der Zuhörer hervorragend Deutsch sprechen, war der wissenschaftliche Vortrag der Festrednerin in dieser langatmigen Form eine Zumutung. Selbst als Muttersprachler konnte ich ihr kaum folgen. Es war eine Zumutung, diesen Ausführungen interessiert und aufmerksam zuzuhören. Selbst wenn man wollte, hatte man kaum eine Chance, an der Rede inhaltlich dranzubleiben. Was hätte geholfen? Wenn die Rednerin sich im Vorfeld klar gemacht hätte, vor wem sie da spricht.Zur Vorbereitung einer Rede oder einer Präsentation gehört immer die Zuschaueranalyse.

Nur wenn Du weißt, vor wem Du sprichst, kannst Du sicherstellen, dass Du nicht an Deinem Publikum vorbei sprichst.

Beantworte Dir VOR einem Auftritt also immer folgende Fragen:

  • Wer sind Deine Zuhörer?
  • Sind es mehr Männer, mehr Frauen?
  • Wie alt sind sie?
  • Was machen sie beruflich?
  • Sind mehrere Nationalitäten vor Ort?
  • Sprechen alle im Saal die gleiche Sprache oder muss ggf. übersetzt werden?
  • Was wissen Deine Zuhörer über Dein Thema?
  • Welche Informationen brauchen Deine Zuhörer?
  • Verstehen Deine Zuhörer das, was Du sagst? Oder ist Dein Inhalt zu komplex?
  • Welche Haltung haben Deine Zuhörer zu Deinem Thema?
  • Was soll bei Deinen Zuhörern erreicht werden? Mit welchem Gefühl sollen sie nach Hause gehen?

Ich weiß, das klingt alles mal wieder sehr arbeitsintensiv. Aber diese Recherche vor Deinem Vortrag, vor Deiner Präsentation, vor Deiner Rede lohnt sich in jedem Fall. Denn wenn Du Deinen Auftritt so vorbereitest, dass er zu Deinem Publikum passt, wird es Dir sicher nicht passieren, dass während Deiner Rede die Leute das Büffet plündern! Sondern dann wird Dein Auftritt gelingen! Und es wird so still sein, dass das Magenknurren Deiner Zuschauer zu hören sein wird!  Wo Du Dir diese Infos holst? Beim Veranstalter. Zögere nicht, dort all diese Fragen zu stellen. Denn je mehr Du weißt, umso passgenauer wird Deine Rede! Und Dein Publikum wird Dich dafür lieben! 

  • Welche langweiligen Reden hast Du schon gehört?
  • Wann hast Du dich als Zuhörer nicht wahrgenommen gefühlt?
  • Oder hast Du selbst schon einmal Zuschauer gelangweilt?

Schreib es mir gerne in die Kommentare!

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